Stolperstein Eschwege Gebrüderstrasse 1

in Memoriam
Alfred Lomnitz
  


Ein Kulturschaffender aus unserem Outback
den ich posthum vorstellen möchte:


Bild: maussensibel
Alfred Abraham Lomnitz
1892 geboren in Eschwege, 1953 gestorben in London
Flucht 1933


Er lebte mit seiner Familie im Haus Gebrüderstrasse 1
in das ca 90 Jahre danach das Seelenhaus 2.0 einzog.


Bild: maussensibel

Alfred (Abraham) Lomnitz (* 30. September 1892 in Eschwege; † 1953 in London) war ein deutscher Maler, Grafiker und Designer jüdischer Konfession, später Exilkünstler in England. Er war einer der, von den Nazis sogenannten, 'entarten' Künstler,
 die der Verschollenen Generation zugerechnet werden.
Sein zweiter Vorname deutet seine Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde an.
Weiterlesen bei Wikipedia

In den Eschweger Geschichtsblättern findet sich
eine umfassende Betrachtung und Würdigung des Malers und Menschen Alfred Lomnitz

Klick Bild zum gan
zen Artikel

Die Kunst des Alfred Lomnitz
Sehr viele Bilder sind noch im Handel.
Die beste Bild-
Übersicht bietet Ecosia:

https://www.ecosia.org/images?q=alfred%20lomnitz

Seine Werke wurden von bedeutenden Museen aufgekauft:
z.B. Museum of Modern Art NY oder Tate Gallery London


Hier eine Collage seines illustrativen Werks:
Collage © wbackhaus und jeweilige Rechte Inhaber
Zur Vergrößerung auf das Bild klicken!

Eine weitere Collage seiner Malerei


Collage © wbackhaus und jeweilige Rechte Inhaber
Zur Vergrößerung auf das Bild klicken!


Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich zu Zeiten des Seelenhauses2,
  die Stolpersteine vor dem Haus nicht wahrgenommen habe.
Auch der Name Lomnitz bedeutete mir bisher nichts.
Ob schon damals alle darauf hingewiesen wurden, -
durch diesen Banksy - artigen "Angriff",
in einer Nacht und Nebelaktion,
 auf die Fassade des Seelenhauses.



Das Banner wurde 2 Tage später entfernt.

War dieses 'Erinnern' an einen jüdischen Künstler
 nicht kompatibel mit der Bohème?
Oder wurde es völlig falsch verstanden?




Rubrik: Indigenous Outbackians



Was macht einen "Eingeborenen" aus ?

Völker oder Volkstämme werden normalerweise als "indigen" bezeichnet,
wenn sie Traditionen oder andere Aspekte einer frühen Kultur pflegen,
die mit den ersten Bewohnern einer bestimmten Region verbunden sind.


Wir kennen diesen Begriff von den "idigineous people" Australiens oder Nordamerikas,
den 1. Nations oder Aborigenies (ab origine - von Anfang an).

Dass sich "Einheimische", also Menschen die hier geboren wurden, als
indigen bezeichnen, ist eher ein Hinweis auf ihre Einstellung zu Traditionen,
als genealogisch, also von der Abstammung her, begründet.

Welche Quellen gibt es über die Vorfahren der Nord - Hessen
die Chatten:



Tacitus hat sie besucht und berichtet etwa 55 n.Chr.:
Ein auch bei anderen germanischen Völkern vorhandener Brauch, der freilich selten ist und dem persönlichen Wagemut des einzelnen entspringt, ist bei den Chatten allgemein üblich geworden: Sobald sie herangewachsen sind, lassen sie Haar und Bart frei wachsen und entledigen sich erst nach Tötung eines Feindes dieser Kopftracht, das beruht auf einem Gelübde und verpflichtet zur Tapferkeit.” (Germania, 31)
Er erwähnt weiter einen eisernen Armring, den sich auch ältere Krieger freiwillig umtaten, bis sie durch Tötung eines Feindes von dieser freiwilligen Schmach - denn als solche galt den Chatten eine derartige Fessel - entbunden hatten (ebd..)
TACITUS hatte seine Gründe für seine Wertschätzung der chattischen Kampfkraft, denn dieser Stamm hatte sowohl bei der Varusschlacht (9 n.Chr.) als auch am Bataveraufstand (69/70) gegen Rom gekämpft.
Letztmalig wurden die Chatten im Jahre 213 erwähnt und verschwanden dann im Dunkel der turbulenten Geschichte der Völkerwanderungszeit.


So sah ein römischer Bildhauer die "Barbaren"



Chatten (auch Katten) ist ein Stamm der Germanen. Diese frühen Hessen siedelten nach TACITUS  jenseits des Limes, dem römischen Grenzwall zwischen Rhein und Donau, nördlich der direkten Grenzvölker zum Römerreich bis hin zum Herkynischen Wald (grosser Eichenwald), also etwa im Gebiet des Deutschen Mittelgebirges zwischen Fulda, Eder und Schwalm. Sie gelten dem Römer als geschickt, tapfer und wohlorganisiert.



Ein weiterer erhellender Bericht in diesem Merian Artikel von 1952
der einen kompakten, geschichtlichen Abriss der Geschichte der Hessen bietet.


Demnächst mehr...








Darf ich posthum vorstellen:

Die Maler und Fotografen Dynastie
der Familie Tellgmann

Sie brachten die Fotografie ins Outback



Diese beiden fröhlichen Herren sind
Franz und Oskar Tellgmann,
Söhne von Ferdinand Tellgmann,
der 1811 in Bischhausen geboren wurde.



Nach einer gediegenen Ausbildung zum Portrait Maler
an der Kurfürstlichen Kunstakademie in Kassel,
entdeckte Ferdinand die Daguerreotypie,
einer frühen Form der Fotografie zum Erstellen von Lichtbildern.
Er schloss sich dem Kasseler Fotopionier Moses J. Landauer an
 und erlernte die Geheimnisse des neuen
und zugleich erstaunlichen Mediums.

Als Ferdinand Tellgmann am 8. April 1897 starb,
nachdem er 1891 noch die Feierlichkeiten
 zum 50-jährigen Gründungsjubiläum seiner Firma miterleben durfte,
hatte Ferdinand Tellgmann eine regelrechte „Dynastie“ mit zehn Fotografen begründet
 (Söhne, Enkel, Schwäger und Neffen).
Auch der dritte Sohn, Oscar, stieg in das florierende Geschäft ein,
indem er zunächst die Filiale seines Bruders in Eschwege leitete
 und diese 1883 ganz übernahm.
Weitere Zweigstellen konnten später in den Orten
Bad Sooden, Nordhausen, Kassel und Bad Hersfeld etabliert werden.


Eine kleine Auswahl aus einem riesigen Fotoschatz:

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Bis zum Ersten Weltkrieg gab es neben den Tellgmann-Brüdern
 lediglich zwei weitere offizielle "Militärfotografen".
Die Fotos kaiserlicher Manöver und Paraden,
die Oscar Tellgmann seit den 1880er Jahren aufnahm,
fanden massenhaft Absatz, oft in Form von Alben oder in Zeitschriften.



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Die Eschweger Firma gehörte zu den Gründungsmitgliedern
 des 1910 sich formierenden "Verbandes deutscher Illustrations-Photographen".
1934 übernahm sein Sohn Gustav den Betrieb und führte ihn bis 1954.
Die Militärfotografie (unter anderem Manöverübungen
 der Reichswehr bzw. später der Wehrmacht) gab er jedoch 1937 auf.
Sein Nachfolger, der Mitarbeiter Otto Felmeden,
behielt den Namen Tellgmann noch geraume Zeit bei.
Oscar Tellgmann starb 1936.
Gustav lebte bis 1973.


Im Stadtmuseum Eschwege ist das Atelier der Tellgmanns
im Original zu betrachten:



Bild Tourist Info Eschwege

Bilder und Textpassagen stammen zum Teil aus dem Eichsfeld Archiv:
https://eichsfeld-archiv.de/person/Ferdinand_Tellgmann

Bilder aus dem Bundesarchiv, Wikipedia - und anderen - alle gemeinfrei © CCC




Teil 2

Was macht "Eingeborene" aus ?


Völker oder Volkstämme werden normalerweise als "indigen" bezeichnet,
wenn sie Traditionen oder andere Aspekte einer frühen Kultur pflegen,
die mit den ersten Bewohnern einer bestimmten Region verbunden sind.


Wir kennen diesen Begriff von den " indigenous people " Australiens oder Nordamerikas,
den 1. Nations oder Aborigenies (ab origine - von Anfang an).

Dass sich "Einheimische", also Menschen die hier geboren wurden, als
indigen bezeichnen, ist eher ein Hinweis auf ihre Einstellung zu Traditionen,
als genealogisch, also von der Abstammung her, begründet.



So kleideten sich die Menschen in Nordhessen
um 1800.

Klick Bild zur Vergrößerung
Alle Bilder aus Merian "Nordhessen" von 1953
Fotos von H.Retzlaff, E.Müller, H.Wagner
© gemeinfrei


Was heute krampfhaft und normierend anmutet,
war die Mode unserer "betuchten" Vorfahren.
Arme Leute sahen dann auch schon mal so aus:

  
Foto um 1900 Oscar Tellgmann

Auf der untersten sozialen Stufe stand der „Sutten-Henner“,
der vor der Kanalisierung von Eschwege regelmässig in die Häuser kam
 und die Senkgruben der Klosetts ausschöpfte.
Sutte war der Dialekt Ausdruck für Jauche.
Als der Photograf, Oscar Tellgmann, dieses Bild heimlich machte
 und Henner das bemerkte, wurde er sehr ungehalten,
 er fühlte sich verhöhnt.

Er trug die Eimer an einem Kummetholz auf seinen Schultern
 und brachte sie in die Gärten der Stadt.
Der Tagelohn für Kenner betrug eine Mark und Fünfzig.
Dazu kam ein Mittagessen und 1/2 Liter Schnaps,
der in kleinen Flaschen über Tag verabreicht wurden.
Infos aus "Zu Kaisers Zeiten", Herbig Verlag


Gibt es eigentlich in Meissner und Umgebung noch Trachten?

Demnächst mehr...
Teil 1 erschien in Buzz No.179








Der Charakter des Nordhessen

ein Artikel aus "MERIAN - Kurhessen" von 1953

„Nirgends erscheinen mir Berg und Tal
und die Aussicht ins Weite so schön.“
Herrman Grimm

"Ich saß über Karten von Hessen, Bildern seiner
Städte, Dörfer, Täler und Berge, ich wälzte
Quellenwerke über die Geschichte Kurhessens, über
seine Volkskunde und seine Menschen, ich dachte
nach über meine Wanderungen und Fahrten durch
das waldreiche Land an Fulda, Werra, Lahn und
Eder, die Begegnungen mit eingeborenen Hessen in
Stadt und Land und suchte mir ein Bild zu machen
vom
„kurhessischen Menschen in der kurhessischen Landschaft“.
Zitat aus dem Artikel

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