Wolf's unmassgebliche Meinung ... vom Oktober 2018

Katrin Göring-Eckardt zu Besuch bei Frau Holle
Donnerstag, 25.Oktober 2018 - Hoher Meissner Viehhaushütte 17.30h
   
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um ersten Mal treffe ich Frau Holle. Natürlich weiß ich, dass es Naturparkführerin Silvia Schaaf-Dormeier ist, -  im Holle Kostüm. Mit einigen locals warte ich auf hohen Besuch aus Berlin. Katrin Göring Eckhardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen kommt.  Sie steht an massgeblicher Stelle im Bundestag,- und ist auf Wahlkampftour in Hessen.

    Frau Holle sorgt für gute Stimmung.

    Sie schwärmt von magischen Plätzen auf dem Holleberg. In großen, geheimnisvollen Mustern angeordnet. Sie beschwört den Mythos Meissner.

    Und dann kommt etwas verspätet aus Witzenhausen Katrin in Begleitung von Sigrid Erfurth, der hiesigen Grünen Landtagsabgeordneten. Kein Bodygard, keine Journalisten. Einfache Autos.

    „Willkommen in meinem Reich“ sagt Frau Holle.

    Das Reich der Frau Holle? Wie soll ich mir das vorstellen. Holle Teich, Holle Labyrinth, kenn ich. Es sind schöne Orte, stimmungsvoll, mystisch. Mal traf ich dort auf einen singenden Schamanen aus Estland. Sein uriger Bass hollte, nein hallte über den Teich in der Abendämmerung. Ein magischer Moment.   
    Ein anderes Mal traf ich dort auf den Eskimo Ältesten Angaangaq, der dort mit rund 200 Leuten ein Wasserritual feierte. Romantisch und würdevoll. Ein gutes Gefühl blieb.
   
    Oder das Holle Labyrinth, das aus einem unheiligen Kriegsort durch Gestaltung einen Platz zum Meditieren macht. Wer weiß, - vielleicht inzwischen ein heiliger Platz? Geschaffen durch Frauen aus der Gegend.
Alles Spinnerinnen?
    Oder, um im Bild zu bleiben, 'Weberinnen', die alte Erfahrungs - Fäden wieder aufgreifen und zu einem neuen Netz flechten...
        Zieht der Ort diese besonderen Menschen an, oder ist es der Nimbus, der ihm von Goethe, Grimm und Co angehaftet wurde?

    Vor uns steht die Figur aus dem Märchen. Sie erzählt die bekanntesten der Legenden und Mythen. 'Aus dem Holle Teich kommen die kleinen Kinder'. 'Der Übergang zur Unterwelt'.
"Mein Vater," - setzt die Frau im Kostüm fort -,"warf, als ich noch klein war, heimlich Steine in den Teich und sagte, schau da kommt gleich ein Baby nach oben." Gruselig fand sie das damals.
      
    Inzwischen ist es schon etwas kühl im Freien, also geht’s, Frau Holle voran, in die vorgewärmte Hütte. Kerzenlicht, Bollerofen, heißer Tee. Gemütlich.

    Das Märchen von Frau Holle, so wie die Grimm Brüder es aufgeschrieben haben, wird erzählt.




    Alle sind happy.




    Dann ergreift Katrin das Wort. Und ganz, - als wären wir das, wonach es aussieht, - eine gemütliche Familienrunde, plaudert sie aus ihrem Berliner Nähkästchen. Es sind ja keine Journalisten da.

    Sie redet ohne Distanz. Sie weiß, sie ist unter Gleichgesinnten. Sie streift Themen wie die Jamaika Koalitionsverhandlungen, wo sich die Frauen 10x schneller einig waren als die Männer. Sie war dabei, sie muss es wissen.

    Auch das Thema Feminismus und Gleichstellung wird gestreift. Klar, hier braucht keiner mehr überzeugt zu werden. Also bleibt es beim Streifen.

    Hier wäre die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass der Meißner auch eine Begegnungsstätte der Matriarchats - Forscherinnen ist. Vor wenigen Wochen noch war die, wohl bedeutendste deutsche Expertin auf dem Gebiet des "Mutterrechts", Heide Göthner-Abendroth, auf dem Berg, - mit einem Vortrag über Holle und das Patriarchat. So schlecht der Vortrag, so interessant das Thema.

    Oder, dass zur Zeit in der VHS in Eschwege eine Vortragsreihe über Patriarchat und Matriarchat läuft. Gandalf Lipinski liefert hier eine briliante Analyse dieser gesellschaftsformenden Strukturen.

    Dass es schon vor Jahren erste Versuche gab, das Holle Märchen fürs Theater in die heutige Zeit zu transponieren und dass sich hier um Frau Rath-Beckmann ein Kreis von Historikern trifft, um das Holle Phänomen zu ergründen.

    Hier wäre die Gelegenheit dieser Frau an bedeutender Position, einen Eindruck davon zu vermitteln, dass die Holle Thematik nicht bloße touristische Klischees bedient, sondern hier am und auf dem Meissner eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Gleichstellung auf einem neuen, eigentlich sehr alten Niveau, stattfindet.

    Katrin hätte das interessiert, da bin ich mir sicher.

    Vielleicht hätte es sie auch interessiert, dass im Grunde
durch das Treffen der freideutschen Jugend von 1913 - hier auf diesem Berg - die Grundlagen für die heutigen Grünen geschaffen wurde.

    Frau Holle versorgt uns dann noch mit heisser Linsensuppe und gebackenem Schafskäse und Katrin verabschiedet sich. Schön war's....

    Fazit: Ein Meeting zweier Welten, dass durchaus für beide Seiten einen tieferen Einstieg verdient hätte.
Wir blieben, bildlich gesprochen, am Holle Teich und schauten auf die Oberfläche. Immerhin. Wir waren da und hätten eintauchen können.
    Doch ich fürchte, wir werden bei Katrin in Erinnerung bleiben als liebenswürdige, romantische Schwärmer, - da auf dem Berg, - wie heißt er noch...?