In den vorherigen Teilen dieser Reihe habe
ich versucht die Zeit vor dem 1. Weltkrieg
(Teil
2) und kurz danach (Teil
3) ins Bewußtsein zu rufen.
In den 1920er Jahren weidete sich das
Bürgertum an Wehmut, Weltschmerz und
Verschwörungs- theorien. Viele junge
Männer waren desillusioniert und
traumatisiert aus dem "Feld" gekommen.
Diese Masse der
Leichtgläubigen war der ideale
Nährboden für die
'Inflationsheiligen', dieses schillernde
Zeitphänomen aus Wanderpredigern,
Propheten und selbsternannten
Christus-Wiedergängern. Sie
verkündeten landauf landab ihre
selbstersonnenen reformerischen Utopien,
riefen auf zu neuen Lebensformen und
forderten vor allem die Abkehr von den
Werten, die zum 1. Weltkrieg geführt
hatten.
Grossen Zulauf
hatten spirituelle und okkulte Bewegungen.
Die Theosophische Bewegung spaltete sich
in immer mehr Sekten und Logen auf. Die
Antroposophie, mit Ihrer umfassenden
Lebenslehre, wuchs zur festen Grösse
neben den Kirchen. Das Freimaurertum
wirkte vor allem im etablierten
Bürgertum.
Das gesamte Volk
fühlte sich durch den 'Versailler
Frieden' gedemütigt und stand allein
gegen den Rest Europas. Kein Wunder, dass
sich die Menschen nationalem,
völkischen Gedankengut näherten,
wie z.B. dem Tannenberg
Bund oder dem Deutschen Orden
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Vielfältige
Kombinationen
aus Gesund- heitsratschlägen,
Kleiderreform, Freikörperkultur,
Vegetarismus, Antimodernismus
und Antisemi-tismus fand
zahlreiche, weitgehend kritiklose,
schwärmerische Anhänger.
Inmitten dieser
breitgefächerten Reformbe- wegungen
existierte auch eine nicht zu
unterschätzende Gruppe völkisch
gesinnter Menschen, die zu den geistigen
Wurzeln der späteren
national-sozialisitsichen Herrschaft zu
zählen ist, - darunter auch Ernst
Hunkel, der die lebensrefomerische
Zeitschrift 'Neues Leben' in eine
völkisch - rassische Zeitschrift
transformierte und mit seiner Frau
praktizierender Anhänger einer plan-
mäßigen, völkischen
Rassenzucht war.
Margart Hunkel hatte 1917
die 'Deutsche Schwesternschaft' für
ledige Frauen und Mädchen deutscher
Herkunft gegründet. Ihr Mann, Verleger
und Kanzler des "Deutschen Ordens", fand
dann 1919 die leerstehenden
Siedlungshäuser von "Neu-Posen" (oben)
als idealen Standort einer
'Rassenpflegestätte'.
Die Hunkels erwerben die
Häuser und etwas Land und gründen
die 'Freiland - Freigeld - Siedlung
Donnershag'.
Hier soll nun "nahe an der
Scholle, fernab der verseuchten
Großstadt"
deutsche Art gedeihen.
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