Buddha
– Lao Tse –
Immanuel Kant drei Pazifisten |
Denn
niemals hört im Weltenlauf Die Feindschaft je durch Feindschaft auf. Durch Liebe nur erlischt der Hass, ein ewiges Gesetz ist das. (Aus dem Dhammapada ) BUDDHA (ca. 560-480) Dies ist ein Gedicht aus einer der ältesten Sammlungen von Texten nach der Lehre des GAUTAMA BUDDHA, zu Deutsch: dem „Pfad der Lehre, der Wahrheit". Die vierhundert Jahre lang mündlich überlieferte Lehre wurde zum ersten Mal gegen Ende des 1. Jh. v. u. Zr. aufgeschrieben bzw. in Palmenblätter eingeritzt. Diese Quellen-Texte können als authentisch gelten, denn in ihnen kommt unverfälscht das zum Ausdruck, was der Buddha dachte, lehrte und lebte: eine Friedsamkeit, die sich auf alle Menschen, die ihm begegnet sind, übertragen hat, sogar auf einen Mörder. Die nachfolgenden Texte und Zitate – sie sind alle aus dem ältesten Schriftgut - bezeugen einen Pazifismus, der tief in uns Wurzeln schlagen muss, wenn die Menschheit nicht zu Grunde gehen soll. Der Buddha hatte die Ursachen menschlichen Leidens erkannt und daraus Lebensregeln entwickelt, die er zu befolgen empfohlen und nicht befohlen hat. In der deutschen Übersetzung hat man diese Regeln in Anlehnung an die christlichen Gebote leider dogmatisiert. Aus dem Majjhima Nikaya, der Mittleren Sammlung: „Darum also, Phagguno: wenn auch irgendeiner dir gegenüber Tadel aussprechen mag, so magst du, Phagguno, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguno, solcherart wohl zu üben: 'Nicht soll mein Gemüt verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke': solcherart hast du dich, Phagguno, wohl zu üben. Darum also, Phagguno: wenn auch irgendeiner dich mit Fäusten schlüge, mit Steinen würfe, mit Stöcken prügelte, mit Schwertern träfe, so magst du, Phagguno, alle gemeinen Regungen, alle gemeinen Erwägungen verleugnen, so hast du dich, Phagguno, solcherart wohl zu üben: 'Nicht soll mein Gemüt verstört werden, kein böser Laut meinem Munde entfahren, freundlich und mitleidig will ich bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke': solcherart hast du dich, Phagguno, wohl zu üben". (Kakacúpama Sutta, Das Gleichnis von der Säge) "Was ist es aber, o Herr, für ein Betragen in Taten, wobei sich einem, indem man es betreibt, die unheilsamen Dinge mindern und die heilsamen Dinge sich mehren? Da hat einer, o Herr, das Morden verworfen, vom Töten hält er sich fern; Stock und Schwert hat er abgelegt, er ist mild und teilnehmend, voll Liebe und Mitleid zu allem was da lebt und atmet. (Sevitabbásevitabba Sutta, Zu tun und nicht zu tun) „Lebendiges umzubringen vermeiden, heißt es in der Cattárisaka Sutta. Zu den „Zehn Observanzen - Dasasikkhápadam - gehört die „Observanz: Enthaltung von Zerstörung von Leben. Aus den Aphorismen Buddhas Weit Schlimm'res, als ein Feind dem Feind je angetan, Tut dem das Denken an, der's nicht beherrschen kann. Aus den Lehr-Dichtungen SUTTA-NIPÁTA Güte (Mettá-Sutta) Keiner soll den anderen hintergehen; Weshalb auch immer, keinen möge man verachten. Aus Ärger und aus feindlicher Gesinnung Soll Übles man einander nimmer wünschen! Wie eine Mutter ihren eigenen Sohn, Ihr einzig Kind mit ihrem Leben schützt, So möge man zu allen Lebewesen Entfalten ohne Schranken seinen Geist! Voll Güte zu der ganzen Welt Entfalte ohne Schranken man den Geist: Nach oben hin, nach unten, quer inmitten, Von Herzens-Enge, Hass und Feindschaft frei! Dhammapada: Yamaka - Spruch-Paare 1 Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet: Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen. So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen. 2 Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet: Entspringen reinem Geist dein Wort und deine Taten, folgt das Glück dir nach, unfehlbar wie dein Schatten. 3 "Beraubt bin ich, besiegt, geschlagen und geschändet", Solange man so denkt, wird Feindschaft nicht beendet. 4 "Beraubt bin ich, besiegt, geschlagen und geschändet'', Wenn man so nicht mehr denkt, wird Feindschaft bald beendet. 6 Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. LAO TSE (ca. 570-470) Lao Tse hat dem einzelnen Menschen ebenfalls Gewaltlosigkeit, Verständnis und Güte nahe gelegt, anders als Buddha jedoch dem Staat das Recht auf Notwehr und Verteidigungskrieg nicht aberkannt. Aber auch er hat jeglicher Waffengewalt Politik und Diplomatie vorgezogen, das Bemühen um Verständigung und Ausgleich der Interessen. Den Soldaten nannte er Regeln, die der Genfer Konvention von 1864 ähneln. Aus dem Tao Te King 30. WARNUNG VOR GEWALTANWENDUNG Wer sich durch das Tao vornimmt, dem Herrscher über Menschen zu helfen, wird sich jeglicher Eroberung durch Waffengewalt entgegenstellen, denn eine solche muss notwendig zurückprallen. Wo Heere sind, wachsen Dornen und Gestrüpp. Die Aushebung einer großen Streitmacht Hat ein Jahr der Dürre im Gefolge. Darum erreicht ein guter Heerführer sein Ziel und hält ein. ER wagt es nicht, sich auf die Stärke der Waffen zu verlassen. (…) Erreicht sein Ziel als bedauerliche Notwendigkeit, (…) doch liebt er nicht Gewalt. 31. WAFFEN DES BÖSEN Unter allen Dingen sind Soldaten (Waffen)Werkzeuge des Bösen, den Menschen verhasst. Darum meidet sie der religiöse Mensch(….) Wenn man nicht anders kann, als Soldaten (Waffen) zu verwenden, ist die beste Politik ruhige Zurückhaltung. Sogar im Sieg liegt keine Schönheit (…) Ein Sieg müsste mit dem Bestattungsritus gefeiert werden. 75 (31) Nun, Waffen sind eine unheilvolle Gerätschaft. Allgemein sind sie verachtet. Also wird, wer etwas will, dabei nicht verweilen. Wen er nicht umhin kann, gebraucht er sie – Ihm gilt Stillhalten das Höchste. Finde keinen Gefallen daran. Denn Gefallen daran zu finden, das heißt: sich freuen, Menschen zu töten. Nun, sich daran freuen, Menschen zu töten – So kann in der Welt keine (gute) Absicht verwirklicht werden. Werden Menschenscharen getötet, dann begegnet man dem mit Trauer und Schmerz. Wird im Kriege gesiegt, dann begeht man dies mit einem Trauerritus. (Dies ist eine Übersetzung aus den wohl ältesten Seidentexten von Mawangdui, die erst kürzlich bei Ausgrabungen in China gefunden wurden.) 68. DIE TUGEND DES NICHTSTREBENS Der tapfere Soldat ist nicht gewalttätig. Der gute Kämpfer wird nicht zornig. Der große Eroberer kämpft nicht.... 69. TARNUNG Es gibt die Regel der Militärstrategen: Ich wage es nicht, als erster anzugreifen, und ich bin lieber der Angegriffene. IMMANUEL KANT (1724-1804) Kant war auch ein Vordenker der Demokratie und des Völkerrechts. Hier Texte aus seiner Schrift 'Zum ewigen Frieden' (1795): „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören." Denn sie bedrohen andere Staaten unaufhörlich mit Krieg, durch die Bereitschaft, immer dazu gerüstet zu erscheinen; reitzen diese an, sich einander in Menge der Gerüsteten, die keine Grenzen kennt, zu übertreffen, und, indem durch die darauf verwandten Kosten der Friede endlich noch drückender wird als ein kurzer Krieg, so sind sie selbst Ursache von Angriffskriegen, um diese Last loszuwerden; wozu kommt, daß zum Tödten oder getödtet zu werden in Sold genommen zu seyn, einen Gebrauch von Menschen als bloßen Maschinen und Werkzeugen in der Hand eines andern (des Staats) zu enthalten scheint, der sich nicht wohl mit dem Rechte der Menschheit in unserer eigenen Person vereinigen läßt *). Ganz anders ist es mit der freywilligen periodisch vorgenommenen Uebung der Staatsbürger in Waffen bewandt, sich und ihr Vaterland dadurch gegen Angriffe von außen zu sichern (…) „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewaltthätig einmischen." (…) „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind, Anstellung der M e u c h e l m ö r d e r (percussores), G i f t m i s c h e r (venefici), B r e c h u n g d e r K a p i t u l a t i o n, A n s t i f t u n g des V e r r a t h s (perduellio) in dem bekriegten Staat etc." Das sind ehrlose Stratagemen. Denn irgend ein Vertrauen auf die Denkungsart des Feindes muß mitten im Kriege noch übrig bleiben, weil sonst auch kein Friede abgeschlossen werden könnte, und die Feindseligkeit in einen Ausrottungskrieg (bellum internecinum) ausschlagen würde; da der Krieg doch nur das traurige Nothmittel im Naturzustande ist, (wo kein Gerichtshof vorhanden ist, der rechtskräftig urtheilen könnte) durch Gewalt sein Recht zu behaupten; wo keiner von beyden Theilen für einen ungerechten Feind erklärt werden kann (weil das schon einen Richterausspruch voraussetzt), sondern der A u s s c h l a g desselben (gleich als vor einem sogenannten Gottesgerichte) entscheidet, auf wessen Seite das Recht ist; zwischen Staaten aber sich kein Bestrafungskrieg (bellum punitiuum) denken läßt (weil zwischen ihnen kein Verhältniß eines Obern zu einem Untergebenen stattfindet). Woraus denn folgt: daß ein Ausrottungskrieg, wo die Vertilgung beyde Teile zugleich, und mit dieser auch alles Rechts treffen kann, den ewigen Frieden nur auf dem großen Kirchhofe der Menschengattung statt finden lassen würde. Ein solcher Krieg also, mithin auch der Gebrauch der Mittel, die dahin führen, muß schlechterdings unerlaubt seyn. Daß aber die genannten Mittel unvermeidlich dahin führen, erhellet daraus: daß jene höllische Künste, da sie an sich selbst niederträchtig sind, wenn sie in Gebrauch gekommen, sich nicht lange innerhalb der Grenze des Krieges halten, wie etwa der Gebrauch der Spione (vti exploratoribus), wo nur die Ehrlosigkeit A n d e r e r (die nun einmal nicht ausgerottet werden kann) benutzt wird, sondern auch in den Friedenszustand übergehen, und so die Absicht desselben gänzlich vernichten würden. Das Völkerrecht soll auf einen F ö d e r a l i s m u s freier Staaten gegründet seyn. |
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