Teil
2
Februar 2024
Brennholz - wir nehmen das was an - äh umfällt
;-)
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christoph seesing 2024
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christoph seesing 2024
Im Parlament
der Dinge
Die Kuh
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lizensiert von Adobe 188943535
Wir haben die Kühe ins Parlament der Dinge
geladen. Gegen ihren Ruf als Klimakiller
wehren sie sich vehement. Zum Spielball der
fossilen Industrie seien sie geworden. Dabei
könnten sie Klimaschützer sein.
Die Kühe
haben ihre Verbündeten mitgebracht. Bauern und
Bäuerinnen, die regenerative Landwirtschaft
betreiben, und Forschende, die die
koevolutionäre Geschichte des Grünlands
kennen. Von den vielfältigen Aufgaben der Kühe
als wandernde Weidetiere wird hier die Rede
sein, als Bodenverbesserer,
Kohlenstoffsenkenhelferinnen,
Biodiversitätsagenten, Landschaftsgärtnerinnen
und vieles mehr.
„Wie höre ich
im Stimmengewirr der Interessen ausgerechnet
die Stimme der Kuh?“ wurde der inzwischen
verstorbene französische Philosoph Bruno
Latour einmal gefragt. Eins seiner Bücher
heißt Das Parlament der Dinge. Seine Antwort
damals: „Indem sie Thema ist. Jetzt stehen die
Kühe, vertreten durch vielfältige Interessen,
mitten in der Arena. Die objektive Kuh gibt es
nicht. Wir müssen ein Verfahren finden, die
Kühe zu Wort kommen zu lassen.“
Die Kuh
Im
Parlament der Dinge
Von Barbara Eisenmann
Regie: die Autorin
Es sprachen: Helene
Grass, Henning Nöhren, Adam Nümm, Astrid
Meyerfeldt und Bernd Moss
Ton: Hermann
Leppich
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk/WDR 2024
Link zum
Hörspiel: https://www.hoerspielundfeature.de/die-kuh-100.html
Wahnsinn ist
immer das Gleiche machen
und ein andere Ergebnisse zu erwarten
Der Jabo-Schrank
in den Geschichten der Dinge lebt Geschehenes
fort …
Eigentlich kein besonderer Schrank, doch
begleited er mich bereits mein ganzes Leben
und seit wir uns kennen auch Jutta. Mein
Urgrossvater verkaufte ihn dereinst in die
Nachbarschaft, mit der Hochzeit meines
Grossvaters kam er dann zurück und stand von
nun an im Wohnzimmer der jungen Familie im
beschaulichen Lindendorf am Niederrhein. Gegen
Ende des 2. Weltkrieges machten alliierte
Jagdbomber häufig Jagd auf Zivilisten, Bauern
auf dem Feld, Radfahrer, Fuhrwerken oder wer
halt immer nicht rechtzeitig Deckung gefunden
hatte. Eines der Geschosse durchschlug das
Fenster, die Standuhr und letztlich eben
diesen Schrank. Unlängst erst erzählte mein
Vater (zum Kriegsende gerade noch keine 11
Jahre alt) er habe immer noch das Gräusch in
den Ohren, wie die Geschosshülsen der
Bordmaschinengewehre aufs Pflaster klackern …
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seesing privat
„17° Krieg! C'est la guerre! Nur
hereinspaziert, meine Herrschaften! Nur
hereinspaziert! ... Die Leute rennen
durcheinander, verwirrt, erschreckt,
entsetzt. Wo ist ein Halt? Ein Punkt? Ein
Zweck? Ein Sinn? ... Sie wissen eben nicht,
die lieben Leute, wozu sie eigentlich da
sind, was war und werden soll und selbst die
unterstellte Überlegung, daß sie dem
Privattreiben einzelner höchster Gauner
dienen, vermöchte daran nichts zu ändern;
auch nicht das Wissen darum, daß die
Regisseure ihres Schlachtfeldtodes dieses
Schauspiel lediglich inszenieren, weil auch
sie sich langweilen. Die Mehrzahl wird nicht
deshalb Schießer, weil sie die Aufmachung
nicht durchschaut, sondern weil sie sie als
(hoho!) – Sensation benützt ... Zudem ist
das Arrangement gut. Die Journale schreien
hurrah und telephonieren mit den Ministerien
wegen der Motivierungs-Phraseologie. Musik
wankt herauf und ersäuft jede Änderung.
Großartige Reden werden auskalkuliert,
historisch wertvoll gefeilt und in die
bereits besoffene Menge geträufelt,
Hochämter inseriert und der liebe Gott wird
persönlich bemüht, das Schlachten zu
protegieren. Und alsbald, nach dieser
vorzüglich angelegten Reklame, platzen die
ersten Granaten. Der Bursche in seiner Loge
hat sein Spektakel, die Bevölkerung einen
blutigen Zeitvertreib und der stramme Tod,
der einzig wirklich Erfolgreiche, knickst
vor der Langeweile, die nach dem ersten Akt
Zuschauer und Akteure unweigerlich wieder
befällt ... Halt: sie sind jetzt dabei, (o,
o, o) – Ri-Ra-Republikaner zu werden, um für
Industrie- und andere Rastas zu schuften.
Wenn sie aber all das auch durchschauten und
endlich die völlige persönliche Verfügung
über sich erhielten, stünden sie letzthin
vor der Wahl zwischen der erschrecklichsten
Langeweile oder ... (Ich konzipiere die
gelbe Garde der letzten Wut ...)“
(Walter Serner, Letzte Lockerung
manifest dada)
Auch wenn diese Gegend hier im 2. Weltkrieg
kaum mehr umkämpft war kann man doch noch
Spuren finden, die uns von dem Wahnsinn eines
Krieges erzählen lassen. Denn das tut dringend
Not um diesen irren Kriegstreibern das
Zuhöhren zu verweigern.
© seesing privat
Maschinengewehrhülse aus einem Feld zwischen
Frankershausen und Orferode (na, wer kennt die
Geschichte dazu?)
„425. Es gibt eine Art von
Vogelfreiheit, die du erst erlebt haben
mußt, um zu wissen, was dir droht, wenn du
nicht rechtzeitig aufhörst, den Staat für
moralisch zu halten.“
(Walter Serner, Letzte Lockerung
Ein Handbrevier für Hochstapler
und solche die es werden wollen)
Ich kann mir nichts darauf einbilden, aber
freuen tut's mich schon, dass mein Grossvater
eine Möglichkeit gefunden hatte, den
Kriegsdienst zu „verweigern“. Aber
das ist eine andere Geschichte.
Christoph
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