Redaktion

Leser schreiben für  Leser

Jutta und Christoph Seesing
betreiben den Joseph's Hof in Frankenhain,
ein kleiner Bio Milch und Ackerbau - Betrieb mit Käserei.

Christoph unterstützt den BUZZ schon länger
mit Informationen zur aktuellen Lage .

Er beleuchtet im folgenden Artikel
 die Situation der Landwirte.




Teil 1
Januar / Februar 2024


"Und da sich die neuen Tage aus dem Schutt der alten bauen, kann ein ungetrübtes Auge rückwärts blickend vorwärts schauen."  (Weber, Dreizehn Linden)


Es sind Geschichten, die unser Bild der Welt prägen.

Ich erzähle Euch mal eine Geschichte:
Wohl die meisten von uns haben, wenn sie an Argentinisches Rindfleisch denken, ein Bild vor Augen, von weiten Pampas, Gouchos auf Pferden …





Szenenwechsel:

Auch in Österreich gab es im 19. Jahrhundert eine Bauernbefreiung.


Die Bauern wurden aus der Leibeigenschaft entlassen, die Verfügung des Adels über die Individualrechte der ländlichen Bevölkerung wurden aufgehoben. Um weiterarbeiten zu können mussten die Bauern aber ihren Hof freikaufen. In der Folge waren die Bauern hoch verschuldet.

Die Bauern produzierten für die lokalen Märkte und da der Mensch nicht vom Fleisch alleine lebt wurde überall in Oesterreich ausgiebig Ackerbau betrieben. Teilweise wurde das Vieh auch im Sommer im Stall gehalten um ausreichend Dung für die Felder zu produzieren. An die 90% der Menschen lebten von der, durch die geografischen Bedingungen recht mühseligen Landwirtschaft.

Und dann kam ein Freihandelsabkommen mit Preussen, die Handelsbarrieren für preussischen Weizen wurden abgeschafft, die Preise, die die österreischichen Bauern für ihr Getreide erzielen konnten fielen, sie konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen und verloren ihre Höfe wieder an den Adel und mittlerweilen aufstrebenden Geldadel in Form von Industriellen.





Wer kennt nicht die ganzen Wildschützgeschichten in alpenländischen Heimatfilmen und Erzählungen. Die haben ihren Ursprung in genau jenen Bauern, die alles verloren hatten und sich durch Wilderei am Leben zu halten versuchten. Sehr zum Ärger der Adeligen, die es als ihr gutes Recht ansahen zum Vergnügen zu jagen und sich um ihr Wild betrogen fühlten.

Von diesen ehemaligen Bauern, die ihre Erwerbsgrundlage verloren hatten, profitierte wiederum die aufstrebende Industrie in Form billiger Arbeitskräfte. Die Kirchenbücher zum Beispiel von Maria Lankowitz einer damaligen Bergbauregion in der Nähe von Graz sprechen ein beredtes Zeugnis vom Elend der Bergarbeiter (uneheliche Kinder, Kindersterblichkeit …)

Szenenwechsel:

Erklärtes Ziel Deutschlands ist es Handelsbeschränkungen
 für landwirtschaftliche Produkte fallen zu lassen


Erklärtes Ziel insbesondere Deutschlands, als ehemaliger Exportweltmeister von Industrieprodukten, ist es Märkte für ihre Industrieprodukte zu öffnen und im Gegenzug Handelsbeschränkungen für landwirtschaftliche Produkte fallen zu lassen, was wiederum zu einem Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte in Deutschland führt.

Um konkurrenzfähig zu bleiben mussten die Produktivität der Landwirtschaft gesteigert werden. Auf dem Weg zu einer industriellen Landwirtschaft mussten die Betriebe wachsen, Arbeitskräfte wurden durch Diesel ersetzt, die Industrie freute sich über die freiwerdenden Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft.

Nun braucht es in einem mehr oder weniger demokratischen Land die Zustimmung der Wähler. In Deutschland lebten noch in den 50er Jahren jeder 2. in oder von der Landwirtschaft (in Eschwege zB wurden in 3 Schichten Mähdrescher gebaut).





Subventionen wurden als das geeignete Mittel angesehen, diesen Umbau sozialverträglich zu gestalten und gleichzeitig Kapital zu generieren, für die durch Verdrängung immer schneller wachsenden Betriebe.

Man muss gar nicht weit zurückdenken, um sich den Strukturwandel in unserer Gegend wieder vor Augen zu führen. Als wir 1987 hier her kamen, hatte noch jede 2. Familie hier im Dorf Vieh und Ackerbau im Nebenerwerb. Die Kuhställe waren bereits grösstenteils leer. Doch noch 20 Jahre zuvor wurde mit nur 2 Kühen richtig Geld verdient und die Leute haben sich fabrikneue Trecker gekauft. In der Erntezeit, die sich über Monate hinzog, war eine Betriebsamkeit im Dorf und auf dem Feld, - man musste geradezu aufpassen, nicht vom Trecker überfahren zu werden …

Szenenwechsel:

Die Pampa musste den Investoren
 zum Anbau von Gensoja weichen

Zurück nach Argentinien. Das Bild oben hat natürlich gar nichts mit der Realität zu tuen. Vereinzelt mag man auch heute noch solche Bilder fotografieren können doch ihr Realitätsbezug ist lediglich historisierend.

Die Pampa musste den Investoren zum Anbau von Gensoja weichen später dann auch die Wälder.



© screenshot unbekannter Herkunft

Die Rinder werden in riesigen „Freiluftställen“ gehalten, dagegen mutet hiesige Massentierhaltung geradezu wie eine Hotelunterbringung an. Die Tiere sind auf dichtestem Raum ungeschützt der Witterung ausgesetzt, die Exkremente versickern im blanken Boden und verseuchen das Grundwasser. Dem Mangel an Hygiene wird mit Einsatz von Medikamenten begegnet.

Aus gutem Grund wollen die meisten Menschen in Deutschland eine andere Landwirtschaft. Doch selbst die Massentierhaltung in Deutschland ist aufgrund der Akzeptanz und daraus folgenden Auflagen nicht mit argentinischer Produktion konkurrenzfähig. (btw.: der derzeitige Dieselpreis in Argentinien beträgt 81 Eurocent)

Die Biolandbewegung war ursprünglich eine soziale Bewegung. Die Bauern sollten ihren Boden als ihr Kapital begreifen, schützen, pflegen und so die Abhängigkeit von der Agrarindustrie gemindert werden …

Fragen die ich zunächst bewusst unbeantwortet lasse:
Wer profitiert von den Subventionen und  den damit zunächst verbundenen niedrigen Preisen für landwirtschaftliche Produkte?
Wer profitiert von niedrigen Lebensmittelpreisen?
Welche Landwirtschaft wollen die Menschen und welche bekommen sie?
Zwar ist für diese Entwicklung hauptsächlich die CDU verantwortlich, einfach weil sie die meiste Zeit regiert hat, doch wie kann es sein, dass unser grüner Landwirtschaftsminister gerade erst der Zulassungsverlängerung von Glyphosat zugestimmt hat?
Will die Mehrheit der Menschen  eine andere Landwirtschaft?
Wenn ja, wie kann es sein, dass wir in einem demokratischen Land nicht die Landwirtschaftsentwicklung wählen können, die wir uns wünschen?

Wissen heißt die Welt verstehen. Wissen lehrt, verrauschter Zeiten und der Stunde, die da flattert, wunderliche Zeichen deuten. (Weber, Dreizehn Linden)

Christoph

Material zu obigem Artikel: Modalitäten Dorferneuerung
Artikel in Junge Welt: Fakebauern kassieren




Wesen tliches!
7.2.2024






Link:
Fernsehbericht über:
Tierfreie Käseproduktion









Teil 2
Februar 2024


Brennholz - wir nehmen das was an - äh umfällt ;-)


© christoph seesing 2024


© christoph seesing 2024


Im Parlament der Dinge
Die Kuh

© lizensiert von Adobe 188943535

Wir haben die Kühe ins Parlament der Dinge geladen. Gegen ihren Ruf als Klimakiller wehren sie sich vehement. Zum Spielball der fossilen Industrie seien sie geworden. Dabei könnten sie Klimaschützer sein.


Die Kühe haben ihre Verbündeten mitgebracht. Bauern und Bäuerinnen, die regenerative Landwirtschaft betreiben, und Forschende, die die koevolutionäre Geschichte des Grünlands kennen. Von den vielfältigen Aufgaben der Kühe als wandernde Weidetiere wird hier die Rede sein, als Bodenverbesserer, Kohlenstoffsenkenhelferinnen, Biodiversitätsagenten, Landschaftsgärtnerinnen und vieles mehr.
„Wie höre ich im Stimmengewirr der Interessen ausgerechnet die Stimme der Kuh?“ wurde der inzwischen verstorbene französische Philosoph Bruno Latour einmal gefragt. Eins seiner Bücher heißt Das Parlament der Dinge. Seine Antwort damals: „Indem sie Thema ist. Jetzt stehen die Kühe, vertreten durch vielfältige Interessen, mitten in der Arena. Die objektive Kuh gibt es nicht. Wir müssen ein Verfahren finden, die Kühe zu Wort kommen zu lassen.“
Die Kuh 
Im Parlament der Dinge 
Von Barbara Eisenmann 

Regie: die Autorin 
Es sprachen: Helene Grass, Henning Nöhren, Adam Nümm, Astrid Meyerfeldt und Bernd Moss
Ton: Hermann Leppich
Redaktion: Wolfgang Schiller
 Produktion: Deutschlandfunk/WDR 2024

Link zum Hörspiel: https://www.hoerspielundfeature.de/die-kuh-100.html


Wahnsinn ist
immer das Gleiche machen und ein andere Ergebnisse zu erwarten

Der Jabo-Schrank
in den Geschichten der Dinge lebt Geschehenes fort …
Eigentlich kein besonderer Schrank, doch begleited er mich bereits mein ganzes Leben und seit wir uns kennen auch Jutta. Mein Urgrossvater verkaufte ihn dereinst in die Nachbarschaft,  mit der Hochzeit meines Grossvaters kam er dann zurück und stand von nun an im Wohnzimmer der jungen Familie im beschaulichen Lindendorf am Niederrhein. Gegen Ende des 2. Weltkrieges machten alliierte Jagdbomber häufig Jagd auf Zivilisten, Bauern auf dem Feld, Radfahrer, Fuhrwerken oder wer halt immer nicht rechtzeitig Deckung gefunden hatte. Eines der Geschosse durchschlug das Fenster, die Standuhr und letztlich  eben diesen Schrank. Unlängst erst erzählte mein Vater (zum Kriegsende gerade noch keine 11 Jahre alt) er habe immer noch das Gräusch in den Ohren, wie die Geschosshülsen der Bordmaschinengewehre aufs Pflaster klackern …


© seesing privat

„17° Krieg! C'est la guerre! Nur hereinspaziert, meine Herrschaften! Nur hereinspaziert! ... Die Leute rennen durcheinander, verwirrt, erschreckt, entsetzt. Wo ist ein Halt? Ein Punkt? Ein Zweck? Ein Sinn? ... Sie wissen eben nicht, die lieben Leute, wozu sie eigentlich da sind, was war und werden soll und selbst die unterstellte Überlegung, daß sie dem Privattreiben einzelner höchster Gauner dienen, vermöchte daran nichts zu ändern; auch nicht das Wissen darum, daß die Regisseure ihres Schlachtfeldtodes dieses Schauspiel lediglich inszenieren, weil auch sie sich langweilen. Die Mehrzahl wird nicht deshalb Schießer, weil sie die Aufmachung nicht durchschaut, sondern weil sie sie als (hoho!) – Sensation benützt ... Zudem ist das Arrangement gut. Die Journale schreien hurrah und telephonieren mit den Ministerien wegen der Motivierungs-Phraseologie. Musik wankt herauf und ersäuft jede Änderung. Großartige Reden werden auskalkuliert, historisch wertvoll gefeilt und in die bereits besoffene Menge geträufelt, Hochämter inseriert und der liebe Gott wird persönlich bemüht, das Schlachten zu protegieren. Und alsbald, nach dieser vorzüglich angelegten Reklame, platzen die ersten Granaten. Der Bursche in seiner Loge hat sein Spektakel, die Bevölkerung einen blutigen Zeitvertreib und der stramme Tod, der einzig wirklich Erfolgreiche, knickst vor der Langeweile, die nach dem ersten Akt Zuschauer und Akteure unweigerlich wieder befällt ... Halt: sie sind jetzt dabei, (o, o, o) – Ri-Ra-Republikaner zu werden, um für Industrie- und andere Rastas zu schuften. Wenn sie aber all das auch durchschauten und endlich die völlige persönliche Verfügung über sich erhielten, stünden sie letzthin vor der Wahl zwischen der erschrecklichsten Langeweile oder ... (Ich konzipiere die gelbe Garde der letzten Wut ...)“
(Walter Serner, Letzte Lockerung manifest dada)

Auch wenn diese Gegend hier im 2. Weltkrieg kaum mehr umkämpft war kann man doch noch Spuren finden, die uns von dem Wahnsinn eines Krieges erzählen lassen. Denn das tut dringend Not um diesen irren Kriegstreibern das Zuhöhren zu verweigern.


© seesing privat

Maschinengewehrhülse aus einem Feld zwischen Frankershausen und Orferode (na, wer kennt die Geschichte dazu?)

„425.  Es gibt eine Art von Vogelfreiheit, die du erst erlebt haben mußt, um zu wissen, was dir droht, wenn du nicht rechtzeitig aufhörst, den Staat für moralisch zu halten.“
(Walter Serner, Letzte Lockerung  Ein Handbrevier für Hochstapler
und solche die es werden wollen)

Ich kann mir nichts darauf einbilden, aber freuen tut's mich schon, dass mein Grossvater eine Möglichkeit gefunden hatte, den Kriegsdienst zu  „verweigern“.  Aber das ist eine andere Geschichte.
Christoph





Teil 3
März / April 2024



Mein Opa hat immer gesagt:
„Was man sich nicht leisten kann, muss man selber machen“ und wir hatten das Glück nie viel Geld zu haben ...

Damit wir von einem so kleinen Betrieb leben können und dabei auch noch 4 Kinder grossziehen konnten, braucht es eine hohe Produktionstiefe.
Auf der einen Seite drückt sich das in der Weiterverarbeitung der Milch zu Käse und der Direktvermarktung aus, am anderen Ende in der Wartung, Reparatur und auch Bau der Maschinen:


Getriebereparatur am Perfekt 300


alle Fotos © seesing 2024




Doppelwippkreissäge selbst gebaut
(Sekt soll ja dem Kreislauf förderlich sein)








Mobile Melkmaschine






Reifenmontiergerät

Reifenmontiergerät Eigenbau, homemade tire changer from Christoph on Vimeo.


Dieses Frühjahr hatten wir uns die Überholung des Zylinderkopfes beim Brillant 600 vorgenommen:

Hanomag Brillant 600 mit Al28-Motor: Zylinderkopfüberholung from Christoph on Vimeo.


Christoph








Teil 4
April/Mai 2024

Frühling

nach 4 Monaten Winterweide, auf zu einem kleinen Sonntagsspaziergang:


"Echt jetzt?"


"Und Du auch"


Die Weidesaison hat begonnen:


Auch unsere kleine Widderherde
haben wir wieder freigelassen...


Die hydraulischen Widder
sind nicht nur eine faszinierende uralte Erfindung,
versorgen den Reiher



und den Faun


mit Wasser,
sondern füllen auch den Hochbehälter mit Tränkewasser für die Tiere





Zu Widder siehe auch:

Klick zu einer Arbeit über Widder
aus Witzenhausen


https://www.uni-kassel.de/fb11agrar/fachgebiete

Christoph am 8.4.2024










Teil 5
Mai 2024
Spät Frühling

Im Märzen der Bauer ...

Auch im April war dies Jahr an Pflügen noch nicht zu denken
- erst mal Wasserbau:




doch mittlerweilen ist das Land gepflügt und gegrubbert:



die Kartoffeln können wieder ins Freie...


und dann wieder versteckt...





ein seltenes Exemplar einer Ackerkröte gefunden


Christoph











Teil 6
Juni 2024

Kartoffeln 2

Idealerweise hacken und striegeln wir die Kartoffeln
bereits eine Woche nach dem Legen zum ersten mal.
Das Wetter war da anderer Meinung ...

Entsprechend grün siehts vor dem Trecker aus



Vor vielen Jahren hatten wir eher zufällig für kleines Geld
 unseren Perfekt 300 gekauft. Ein ziemlich besonderes Treckerkonzept:
ein sogenannter Tragschlepper, der ähnlich wie der Fendt Geräteträger
für den Zwischenachsanbau geeignet ist.



HANOMAG R12 Werbe film






Der Hackrahmen ist hinter der Vorderachse angebaut,
dadurch liegt er im Blick des Fahrers
und folgt genau der Fahrtrichtung,
benötigt also keine 2. Person zur Feinlenkung.

Dass wir das ganze Hackewerk dabei bekommen hatten,
 war der eigentliche Grund
 weshalb wir es mit dem Kartoffelanbau versucht hatten.
 Lange schon hat es für uns etwas mit Lebenqualität zu tuen
 unsere eigenen Kartoffeln zu essen ...

Nach Versuchen mit einer zusätzlichen Netzegge beim Hacken
 haben wir als bisher letzte Innovation
an den hinteren Spurlockerern Striegel angebracht ...




... so dass normalerweise,
das Hacken von Hand in der Reihe komplett enfallen kann.
Und gleich noch wieder gehäufelt...



Text und alle Bilder © Christoph Seesing
5. Juni 2024







Teil 7
Ende Juni 2024


Den ersten Schwung haben wir geschafft:













...und eingeheimst:




Anektote am Rande:

Sagt der Peter zu mir:
"So ein Berg Heuballen ist einfach ein gutes Gefühl"
Ich:
"... gutes Gefühl, Du meinst wenn die Schmerzen nachlassen;-)"
Peter:"Das ist das Extra dabei."




Text und alle Bilder © Christoph Seesing

26. Juni 2024







Teil 8
 Juli 2024


Wenn man sich überlegt

wieviele Fliegen es braucht
um die Brut gross zu ziehen,
dass schafft man nicht mit der Fliegenklatsche!







...und schon fliegen sie.



...
das ist also quasi unser Beitrag zum Insektensterben.

Das "Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt"
sieht das so:


Screenshot "Wochenblatt"
Klick Bild zum Artikel



ach ja, der Hammer !


Landwirtschaft und Handwerk

Nachtrag: Ende Juli 2024



Ende Juli:

Und wieder mal ne Seuche. Nein nicht die afrikanische Schweinepest, da haben wohl die meisten schon mal was von gehört. Von der Schweinepest sind wir jedoch nur mittelbar betroffen, durch die nicht unerheblichen Restriktionen, falls wir in einen Sperrbezirk kommen sollten … (warum gibt es da eigentlich wie auch bei der Maul und Klauenseuche ein Impfverbot und statt dessen werden weiträumig auch gesunde Tiere von amtswegen gekeult)
Was uns direkt betrifft ist die Blauzungenkrankheit:


© hessische Ministerium für Landwirtschaft (screenshot)

Man hört nicht allzuviel davon. Noch spärlicher sind plausible unabhängige Informationen. 2008 hatten wir das schonmal. Damals gab es eine Impfpflicht. Der nicht regulär zugelassene Impfstoff wurde offiziellen Angaben zufolge sehr gut vertragen. Wir hatten damals 5 Kühe, eine hatte nach der Impfung vermutlich eine Fehlgeburt - kann ja schon mal vorkommen, 3 hatten Steinkälber. Steinkälber sind abgestorbene Föten, die quasi mumifizieren und erst Monate später abgehen. So etwas kannten wir bis dahin noch nicht und hatten wir nachher auch nie wieder.

Glücklicher Weise hatten die betroffenen Kühe anschliessend wieder aufgenommen, doch im Jahr darauf waren wir dann natürlich ziemlich knapp mit der Milch …


Die Schafe waren zur Zeit der Impfung nicht tragend und hatten den damaligen Impfstoff gut vertragen.


Was also tuen?
Bei den Kühen sind immer welche tragend, die impfen wir ganz bestimmt nicht, und die Schafe? Der Krankheitsverlauf soll bei Schafen wohl wesentlich schwerer sein? Die Impfung soll vor schweren Verläufen schützen? Die Zuchtverbände beginnen Druck aufzubauen: wer nicht impft sei ein Kollegenschwein? Flächendeckende Impfung wirds nicht geben: die Rinderhalter eh nicht und es fehlt längst auch an Tierärzten.

Ein Impfstoff wurde bereits wieder vom Markt genommen, mit recht widersprüchlichen Erklärungen. Anders als 2008 müssen wir die Impfkosten selbst tragen und da angebrochene Impfdosen nur sehr kurz haltbar sind ist Selbstimpfen grundsätzlich wohl ausgeschlossen.

Schaun wir mal, was wir machen …

Christoph


Text und Bilder © Christoph Seesing
Bilder teilweise bearbeitet von Wolf
26. Juni 2024






Teil 9
 August 2024

In unserer Halle haben wir keinen Strom.
Bei Bedarf kommen demnach Generatoren zum Einsatz.
Kraftstrom zum Beispiel für die Schrotemühle
 erzeugt ein alter DDR Generator,
den ich vor beinahe 10 Jahren
 auf einen Dieselmotor (Yanmarclon) umgebaut habe.


http://up.picr.de/23144833yi.jpg
Für Lichtstrom haben wir kleine Benzingeneratoren.
Als ich letztens den grösseren startete
hatte er ein merkwürdiges Laufgeräusch,
keine Leistung und sprang
 nach dem Abschalten nicht mehr an …

Mir schwante schon was.
Den Generator vor Ort soweit seiner Verkleidung entledigt,
dass man den Ventildeckel abschrauben konnte.
Und richtig: Die Steuerkette hing schlaff herum
und somit liessen sich die Steuerzeiten
mehr oder wenig beliebig einstellen …
Feierabend!
Nicht ganz, mit einer Phase vom Drehstromgenerator
konnten wir uns ja zunächst mal helfen.

Später dann den Motor zerlegt,
das Elend offenbarte sich.
Der Motor ist angelehnt an einen Hondamotor,
aber nicht 1:1.
So hat der Honda einen Zahnriemen und keine Steuerkette.



Die Steuerkette hatte ihren Spanner dünngeschliffen
und dieser ist dann zerbrochen.
Selbst wenn es die Ersatzteile gäbe,
ich schätz mal, der Generator
hat erst kaum 100 Stunden gelaufen …

Also zunächst mal versuchen
aus den noch vorhandenen Brocken
eine plausible Form zu rekonstruieren.



So könnts gehen- munter gehts ans Schnitzen



und weil wir gerade dabei sind

 

gibt's jetzt richtig Farbe im Gehäuse ;-)

Und:


läuft wieder und macht Strom –
da kann dann auch der Deckel wieder drangeschraubt werden …
Christoph



Text und alle Bilder © Christoph Seesing
Bilder teilweise bearbeitet von Wolf
 
© 2024






Teil 10
 August 2024

Theodor Shitstorm - Funktioniert



Freitag: gemäht

Samstag:

bei Ulli und Wolfgang vorbeigeschaut

Wir wollten gerade los, die kleine Mz pröttelt noch im Leerlauf, kommen da 2 Blagen angerannt. Ich wusste erst gar nicht was die wollten, da traut sich eines der Mädchen: "gib mal Gas" 2 kurze Gasstösse später strahlten sie übers ganze Gesicht …
Es kann so einfach sein, ein Lächeln in die Gesichter zu zaubern

Sonntag:

Beim Schwaden fest gefahren


bis jetzt gab es dies Jahr ausreichend Niederschlag, die Wiesen sind recht nass …

obwohl wir sowieso schon grosszügig stehen gelassen haben ...

Ich hatte es nur kurz versucht: allein komm ich da nicht mehr raus. Und eh ich mich immer tiefer in die Misere wühle - da brauchts professionelle Hilfe. Die begegnete mir auf meinem heimwärstgerichteten Fussmarsch auch bald in Form eines kleinen Perfekts und der Jutta. Dann noch gute Connections (handfeste Ketten), der Egon kam auch noch des Weges ...

Montag:
die schönste Aussicht im Jahr

die letzte Wiese ist aufgewickelt – für dies Jahr
Christoph



Text und alle Bilder © Christoph Seesing
Bilder teilweise bearbeitet von Wolf
 
© 2024







Teil 11
 August 2024


Nachlese:
Da wir keine Silage füttern, benötigen unsere Tiere trotz nahezu ganzjähriger Weidehaltung relativ viel Heu, um gesund und munter über den Winter zu kommen.
Bei günstigem Heuwetter in hiesiger Region benötigt gutes Heu etwa 3 Tage um bei Bodentrocknung lagerfähig zu werden. Dazu kommt mähen und werben – wir benötigen also rund 4 Tage stabiles, niederschlagfreies, sonniges Wetter.
Die Gelegenheiten sind in einem durchschnittlichen Sommer nicht allzu häufig, zumal es zuverlässige Wetterberichte auch heute noch kaum über einen solchen Zeitraum gibt. Wir machen seit vielen Jahren etwa 9ha Heu, in 3 mal, also jedes mal etwa 3 ha. Das hat sich für uns als bester Kompromiss erwiesen, was Heuqualität, Maschinenauslastung/ausstattung, und Ernterisiko angeht.
So ist unser Sommer hauptsächlich durch die Heuernte geprägt: wir lauern auf vielversprechende Vorhersagen und sowie sich ein Fenster öffnet geht's los – alles andere muss sich dem anpassen.
Die ersten Jahre hat der Ernst, der uns den Resthof verkauft hat, unser Heu zu kleinen Ballen gepresst. Doch anfangs wuchs unser Betrieb schnell, dem Ernst wurde es zu viel und wir hatten eine alte Welger Ap12K Hochdruck-presse angeschafft. Mit der haben wir bis zu rund 1500 Ballen an einem Tag gepresst. Da wir zu hause nicht ausreichend Bergeraum hatten, lagerten wir das Heu in mehreren Scheunen im Dorf verteilt. Wir benötigten auch immer viele Leute, die uns beim Heimholen und Aufstapeln halfen und kurzfristig abrufbar waren …



… und da lief uns durch Zufall im Herbst 1993 eine etwa 20 Jahre alte GEHL RB1500 Rundballenpresse über den Weg. Gehl, hatte ich noch nie von gehört, die Presse wirkte aber sehr einfach, überwiegend mit Standard Teilen aufgebaut, so dass ich mir keine grossen Sorgen um Ersatzteile machte und sie gekauft hatte – die erste Rundballenpresse in Berkatal. Wir haben es nie bereut.
Grosse Rundballenpressen kamen zuerst Anfang der 70er Jahre in den USA auf den Markt. GEHL war einer der Pioniere. Landwirtschaftliche Maschinen hat
GEHL allerdings nie nach Deutschland exportiert. Es war ein Landmaschinenhändler bei Warendorf, der diese Pressen über den Atlantik holte.



Die Presse hat eine variable Ballenkammer und kann Ballen ab ca. 40cm bis zu 1,8m Durchmesser pressen. Für uns wickeln wir meist auf 1,4m. Anders als heute üblich sind die Ballen nicht 1,25m breit sonderm 1,55m breit. Bisher hat die Presse bei uns gut 3500 Ballen gepresst und mit etwas Glück wird sie uns wohl aushalten …


Die Arbeit auf dem Feld hier im Video:


Die Heuernte haben wir hinter uns, 86 Ballen sind eine gute durchschnittliche Ernte. Weiter geht's, die Tieflauf-Ställe müssen leer - Mistfahren:






Christoph







Teil 10
 August 2024

Theodor Shitstorm - Funktioniert



Freitag: gemäht

Samstag:

bei Ulli und Wolfgang vorbeigeschaut

Wir wollten gerade los, die kleine Mz pröttelt noch im Leerlauf, kommen da 2 Blagen angerannt. Ich wusste erst gar nicht was die wollten, da traut sich eines der Mädchen: "gib mal Gas" 2 kurze Gasstösse später strahlten sie übers ganze Gesicht …
Es kann so einfach sein, ein Lächeln in die Gesichter zu zaubern

Sonntag:

Beim Schwaden fest gefahren


bis jetzt gab es dies Jahr ausreichend Niederschlag, die Wiesen sind recht nass …

obwohl wir sowieso schon grosszügig stehen gelassen haben ...

Ich hatte es nur kurz versucht: allein komm ich da nicht mehr raus. Und eh ich mich immer tiefer in die Misere wühle - da brauchts professionelle Hilfe. Die begegnete mir auf meinem heimwärstgerichteten Fussmarsch auch bald in Form eines kleinen Perfekts und der Jutta. Dann noch gute Connections (handfeste Ketten), der Egon kam auch noch des Weges ...

Montag:
die schönste Aussicht im Jahr

die letzte Wiese ist aufgewickelt – für dies Jahr
Christoph



Text und alle Bilder © Christoph Seesing
Bilder teilweise bearbeitet von Wolf
 
© 2024







Teil 12
 September 2024


© commons wikipedia

Das Erntefest

(Weber - Dreizehn Linden)

Heil dem Lenz mit seinen Blumen,
Heil dem Herbst mit seinen Ähren!
Lenz ist liebliches Verheißen,
Herbst ist freundliches Gewähren.


Auf des Daches First versammelt,
Mahnen zugbereit die Schwalben:
»Rüste, Wirt, dich vor dem Winter,
Denn das Laub beginnt zu falben.

Bleiben mußt du, wenn wir flüchten;
Sieh dich vor, es mag dir frommen,
Daß wir alles wohlbehalten
Finden, wenn wir wiederkommen.

Hüte dich vor Trug und Tücke,
Dunkles brau'n die dunkeln Nächte;
Arges droht dem Herrn des Hofes
Oft vom Freunde, oft vom Knechte.

Hüte deines Hauses Giebel,
Hüte deines Herdes Kohlen;
Winterdach ist doppelt nütze;
Habe Dank – und Gott befohlen!

Auf dem Feld zu Bodinkthorpe
War die Sichel längst verklungen,
Um den Rest der Haferwellen
Ward das Weidenband geschlungen.

Isenhard, der alte Meier,
Rieb vergnügt die braunen Hände:
»Kinder, seht, dort kommt der Wagen;
Gott sei Dank, wir sind zu Ende!

Seht, dort kommt der letzte Wagen:
Aiga mit dem bunten Kranze,
Kord, der Fiedler, Dierk, der Pfeifer,
Laden uns zum Erntetanze.

Knechte, seid nicht allzu eifrig,
Jedes Hälmlein heimzuholen:
Laßt der Flur die letzte Garbe
Für des alten Wodan Fohlen*

Laßt dem Baum den letzten Apfel
Für den alten Wodan selber!
Voller trägt aufs Jahr der Wipfel,
Und der Weizen färbt sich gelber.

Aiga, rümpfe nicht das Näschen!
Löblich ist der Brauch der Alten;
Auf dem Hof zu Bodinkthorpe
Soll man ihn in Ehren halten.«

Aiga sprach: »Der Vogelzehent
Ist es, den wir gern ertragen,
Daß uns nicht die kleinen Bettler
Vor der Himmelstür verklagen.«


*
*(Die Sitte, von den Feld- und Gartenfrüchten einen Rest
für die segnende Gottheit zurückzulassen,
hat an manchen Orten bis zum Anfang
 des 19. Jahrhunderts fortbestanden.)

> "para la pachamama" setzt der Chronist hinzu <




Na, das sieht aber übersichtlich aus...








Insgesamt gehts dann aber doch noch






Einjähriger Beifuss:
Artemisia Anua



die 2. Ernte...



...trocknet:






Christoph








Teil 13
 Oktober 2024


Der nächste Winter kommt bestimmt...



Brennholz schneiden:


Als wir den Resthof übernommen hatten, gab es da nur die Möglichkeit mit Öfen zu heizen …
Ich hatte uns dann eine Schwerkraftheizung mit Heizungsherd zusammen- geschraubt.
Da die ohne Pumpe funktioniert benötigt sie auch keinen Strom.

Seitdem heizen wir ausschliesslich mit Holz, überwiegend was so anfällt und eh keiner haben will. Irgendwann waren wir mal zu einigen meterdicken Pappeln gekommen - dafür hatte ich mir dann aus Resten einen Spalter zurechtgeschweisst:



Holzspalter Eigenbau 2


... gesägt hatte unser Nachbar Heini für uns (und ich hatte ihm die Bandsägeblätter geschweisst ;-) )



Nachdem Heini gestorben war mussten wir uns selber was einfallen lassen, und so entstand Frau Mahlzahn:
Passwort: AIA



Christoph





Teil 14
 November 2024

Einem altem Auto

Ich weiß nicht recht, warum die Leute lachen,
wenn sie dich sehen.
Vor anderen alten, unmodernen Sachen
bleibt niemand stehen.
Dich machen sie zum Zielpunkt ihrer Witze
und grinsen dich und mich respektlos an.
Sind sie bloß neidisch, weil ich in dir sitze
und mir ein altes Auto leisten kann?



Ich weiß nicht was sie an dir komisch finden.
Du trabst doch flott
und kannst noch manche Steigung überwinden
Im Zuckel-trott.
Die Spötter sollen dich ein bisschen achten!
Was du geleistet hast ist ganz enorm.
Wenn sie so viele Kilometer machten,
dann wären sie noch weniger in Form!



Ich weiß nicht was die Leute von uns wollen.
Die Menge staunt
und scheint wenn wir so übers Pflaster rollen,
sehr gut gelaunt.
Sie hören dich asthmatisch vorwärts schnaufen
und sagen mir Du wärst ein Grammophon.
Ich werde dich trotz allem nicht verkaufen-
ich pfleg´ dich bis zum letzten Hupenton!



Und wenn ich selber manches Mal auch fühle-:
Sie haben recht;
Du bist weit eher eine Kaffeemühle
und läufst oft schlecht-:
Als wir noch jung und beide kräftig waren,
da rasten wir! Da hat kein Mensch gejohlt!
Wie Blitz und Donner sind wir da gefahren!
Und nun - nun hat die Zeit uns überholt.


(Autor des Gedichtes unbekannt;
der Text ist ein Zeitungsausschnitt im Photoalbum
meines Grossvaters neben seinem ersten Auto:
einem Hanomag 2/10 Ps „Kommissbrot“)



© (80 Jahre Hanomag "Kommissbrot"; Horst Dieter Görg  Copyright?)

Mein erstes Auto war eine Ente…
1986 habe ich unseren Bus gekauft: Hanomag/Mercedes L206D,
Baujahr 1971, frisch über den Tüv geschweisst …
Zwei Jahre später, wir waren gut und wohl hier angekommen, stellte sich dann die Frage:    
neues Auto oder Schweissgerät?


Wir hatten uns für ein Schweissgerät entschieden …

So sind wir dann gemeinsam älter geworden.
Christoph